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Satire trifft auf Realität – Kritik am Innovationsprogramm Logistik 2030

Neulich im Bundesverkehrsministerium …

Auftritt Andreas Scheuer, Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (innerer Monolog).

„Oh nein, die Nationale Konferenz Güterverkehr und Logistik steht ja schon wieder an! Was soll ich der Branche nur sagen …? Noch mal den Aktionsplan vortragen … Hm … Das fällt bestimmt auf. Mit Plagiaten muss ich ja aufpassen … Und dann kommen Rückfragen nach der erfolgten Umsetzung und so … Bloß das nicht! (Scheuer nippt nervös an seiner Kaffeetasse)

Ich hab’s, wir taufen den Plan einfach um! Innovationsplan! Das hört sich gut an! Innovationen finden doch alle gut. So, jetzt noch 2030 ergänzen … Perfekt – das ist noch weit genug weg, dann machen eh andere Politik. (Scheuer schaut zufrieden aus dem Fenster)

Und inhaltlich …? Ach, wir nehmen einfach ein paar Punkte aus dem alten Plan, verändern ein bisschen die Reihenfolge und … Tja, irgendwas Frisches brauchen wir noch in diesem Dingenskonzept. Dingens … Di … Digitalisierung! Genial! Das kann man überall noch ergänzen. Binnenschifffahrt? Wird jetzt digital! Schienengüterverkehr? Einfach ’ne 4.0 drankleben – und schon läuft’s! (großer Schluck aus der Kaffeetasse)

Jetzt muss ich mir eigentlich nur noch überlegen, wie ich meine Rede eröffne … Herzlich willkommen … Das ist doch schon mal ein guter Einstieg. Klasse! Und … Genau, ich erzähle einfach, dass Deutschland Logistikweltmeister ist und wir den Titel verteidigen wollen! Wobei … lieber doch nicht! Das steht ja schon im Vorwort dieses Aktionsplanes. Wieder zu nah dran am Original … Kurz mal googeln … Super, wir sind ja auch Exportweltmeister! Dann sage ich eben das! So, jetzt reicht’s aber – Feierabend! Was, erst 11.36 Uhr?!“

Anlass zur Kritik

Natürlich ist das hier alles Satire. Und natürlich wollen wir auch keinem Politiker unterstellen, den Ernst der Lage nicht erkannt zu haben. Oder vormittags schon Feierabend zu machen. Das vor wenigen Tagen veröffentlichte Innovationsprogramm Logistik 2030 des Bundesverkehrsministeriums, das auf der „8. Konferenz Güterverkehr und Logistik“ in Frankfurt präsentiert wurde, gibt aber Anlass zur Kritik. Zu ähnlich ist dieser zum seit Jahren bekannten Aktionsplan Güterverkehr und Logistik. Zu phrasenhaft waren die Ausführungen Andreas Scheuers, der seine Rede – und hier ist die Satire sehr nah an der Realität – wirklich mit dem „Exportweltmeister“-Satz einleitete und davon sprach „mehr Mobilität bei weniger Verkehr“ zu wollen. Man müsse hier „kreativer werden“.

Die vorgestellten elf Punkte des Programms lesen sich zwar gut – und treffen auch den Nerv der Zeit. Aber, wie so oft bei solchen Vorhaben, fehlt es auch hier an Vorstellungen von der Art und Weise, wie diese Punkte umzusetzen sind.

Plötzlich kein Thema mehr

Zudem fehlen einige wichtige Aspekte, die vor kurzem noch auf der verkehrspolitischen Aufgabenliste standen. Von der „Fortentwicklung der Vermarktung des Logistikstandortes Deutschland gemeinsam mit der Logistikwirtschaft unter Beteiligung der Länder“ war zum Beispiel keine Rede mehr. Das war im Aktionsplan Güterverkehr und Logistik noch eines der wichtigsten Themen. Gelöst ist die Aufgabe bisher nicht. Oder der Mangel an geeigneten Schlafplätzen für Kraftfahrer. Oder die vor kurzem noch angestrebte Aufwertung der Güterverkehr- und Logistikberufe. Aktuell heißt es da nur, dass Logistikmitarbeiter mit der Digitalisierung vertraut gemacht werden sollen.

Gigabitgesellschaft?

Große Digitalisierungsvorhaben finden sich ohnehin in fast jedem der Punkte wieder. Allerdings wurden derartige Zielsetzungen, wenn auch weniger ausufernd, bereits in dem bekannten Aktionsplan verfolgt. Ohne Ergebnis. Man war sich damals übrigens sicher, dass „mit der kommenden fünften Mobilfunkgeneration spätestens ab 2020 die Einführung einer Schlüsseltechnologie der Gigabitgesellschaft ansteht“.

Innovationsprogramm Logistik 2030 – die elf Punkte

Aber überzeugen Sie sich selbst. Das sind die vorgestellten elf Punkte. (Wer möchte, kann diese auch mit dem Aktionsplan vergleichen.)

  1. Digitale Infrastruktur: 5G als Standard für neue Anwendungen sowie 5G-Aufbau entlang wichtiger Verkehrsadern. Dazu Anwendung in Modellregionen. Künstlicher Intelligenz in praktische Anwendungen überführen. Zudem will das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Daten aus seiner Cloud für Anwendungen zur Verfügung stellen.
  2. Digitale Straße: Autonomes Fahren fördern – und hierfür den 5G-Ausbau an den Hauptverkehrslinien forcieren. IT-Lösungen zur Stauvermeidung, Koordination von Baustellen und Abbiegesysteme bei Lkw begünstigen.
  3. Verkehrsträgerübergreifendes Management: Einen einheitlichen Rechtsrahmen und offene neutrale Plattformen für alle Verkehrsträgern schaffen.
  4. Förderung und Erprobung alternativer Antriebskonzepte (wie Elektro, Gas oder Wasserstoff) für alle Verkehrsträger.
  5. Förderung des Kombinierten Verkehrs, Gründung eines entsprechenden Aktionsbündnisses sowie mehr Effizienz bei Terminalabläufen sicherstellen.
  6. Logistikmitarbeitern mit neuen Anforderungen und Digitalisierung vertraut machen.
  7. Schienengüterverkehr 4.0: Digitalisierung der Schiene fördern. Und 740-Meter-Zug-Netz sowie autonome Loks zum Einsatz bringen.
  8. Innovative Schifffahrt und Häfen: Erarbeiten eines Masterplans Binnenschifffahrt. Dazu Digitalisierung von Schiffen und Schleusen und ein digitales Testfeld für den Hamburger Hafen vorantreiben.
  9. Innovative Luftfracht: Charter-Genehmigungsverfahren verkürzen sowie digitale Abfertigungsprozesse ermöglichen.
  10. Innovatives Abstellmanagement: Mehr Flächen in den Häfen und auf Parkplätzen schaffen, Telematik-Nutzbarkeit verbessern und schließlich Ladungsdiebstahl vorbeugen.
  11. Letzte Meile: Emissionen in den Städten reduzieren sowie E-Mobilität und Ladesäulen-Infrastruktur vorantreiben. Zudem: Drohnen und autonomes Fahren anwendbar machen.

Fazit

Logistikunternehmen sind gut damit beraten, sich nicht zu sehr auf die Politik zu verlassen. Wer seine Transporte und Transportkosten optimieren möchte, sollte selbst Initiative ergreifen. Oder sich eine professionelle Beratung suchen.

Wir von der HDS International Group verfolgen mit Spannung alle Trends und Entwicklungen in der Logistik – und beraten Sie gern bei der Kostenoptimierung und Planung Ihrer Transporte.

Über uns

Die HDS International Group verbessert seit über 14 Jahren die logistischen Prozesse ihrer Kunden, senkt Transportkosten und Emissionen. Über 1.000 Projekte haben wir erfolgreich begleitet. Wir verhandeln jährlich mehr als eine Milliarde Euro Frachtaufkommen und sind in den Bereichen der Rechnungsprüfung und Transparenzschaffung Marktführer in Europa. Über 100 mehrsprachige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit langjähriger logistischer Expertise bilden unser Kapital.

(Bild: Pixabay)

HDS Redaktion

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