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Neue Umweltauflagen für Frachtschiffe

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Statt Schweröl müssen Schiffe jetzt verstärkt umweltfreundlichere Treibstoffe verwenden oder die Abgase stärker filtern. Das treibt die Kosten und erhöht den Druck auf die Reedereien.

Am 1. Januar 2020 ist eine Regel in Kraft getreten, die man in der Fachwelt als IMO-2020 bezeichnet. Weltweit darf der Treibstoff von Schiffen nur noch maximal 0,5 Prozent Schwefel enthalten. Der bisherige Standard waren Brennstoffe mit einer Schwefelobergrenze von 3,5 Prozent. Dabei handelte es sich um sogenanntes Schweröl oder Marine-Rückstandsöl, das bei der Verarbeitung von Erdöl anfällt.

Die neuen Grenzwerte versprechen eine höhere Luftqualität, was man insbesondere in Küsten- und Hafennähe begrüßt. Wegen der Umweltauflagen steht die Branche aber auch vor einer der größten Umwälzungen seit Jahrzehnten, Schiffe müssen jetzt statt Schweröl verstärkt umweltfreundlichere Treibstoffe verwenden oder die Abgase stärker filtern. Das treibt die Kosten und erhöht zugleich den Druck auf Reedereien, denen bereits der US-chinesische Handelsstreit und die dümpelnde Weltwirtschaft zu schaffen macht. Drohende Engpässe und höhere Transportkosten könnten Ökonomen zufolge sogar das Wirtschaftswachstum weiter ausbremsen.

Hohe Zusatzkosten

Die Container-Schifffahrt wird Analysten zufolge mit Zusatzkosten von geschätzten zehn Milliarden Dollar am stärksten von den verschärften Regeln betroffen sein. Die beiden größten Container-Schifffahrtslinien, Maersk und MSC, bezifferten die jährlichen Extrakosten mit jeweils mehr als zwei Milliarden Dollar.

Wie sich IMO-2020 auf die Frachtraten im Binnen-, Küsten- und Seeverkehr auswirkt, bleibt abzuwarten. Hapag-Lloyd mit einer Flotte von 237 Containerschiffen hat sich Ende Oktober 2019 in einer Pressemeldung geäußert. „Die Umstellung von Schweröl auf schwefelarmen Treibstoff wird kurzfristig unweigerlich zu höheren Treibstoffpreisen führen“, prognostiziert CEO Rolf Habben Jansen.

Ob die Unternehmen, die mehr für den Transport ihrer Güter über den Seeweg bezahlen müssen, diese Kosten wiederum an ihre Abnehmer weitergeben können, ist fraglich. Wenn die höheren Kosten aber bei den Firmen hängen blieben, sei dies ein Dämpfer für die globale Wirtschaft, warnen Ökonomen. „Das hätte das Potenzial, das Wirtschaftswachstum und den Handel zu verlangsamen“, sagt etwa Ökonom Peter Nagle von der Weltbank. Viele Konzerne müssten ihre Geschäftspläne auf den Prüfstand stellen, erwartet Cas Pouderoyen von der Logistikfirma Agility: „Unzweifelhaft werden viele Ex- und Importeure gezwungen, ihre Listen an Lieferanten und Beschaffungsstrategien zu überdenken.“

Für die Umstellung haben Reedereien im Wesentlichen drei Optionen. Die allermeisten setzen künftig auf Low Sulphur Fuel Oil (LSFO) mit 0,5 Prozent Schwefelanteil. In Deutschland tankt jeder zehnte Reeder weiterhin das bisher meistgenutzte Schweröl. Das ist allerdings nur unter der Voraussetzung erlaubt, dass die Schiffe sogenannte Scrubber zur Abgasreinigung nutzen. Zwei Prozent der deutschen Flotte werden mit Flüssiggas (LNG) betrieben.

Einige Schiffe verwenden ohnehin Diesel mit einem noch geringeren Schwefelanteil von 0,1 Prozent. Damit erfüllen sie die Vorgaben, die seit 2015 für ausgewiesene Regionen gelten. Zu diesen „Emissionskontrollgebieten“ gehören unter anderem die Nord- und Ostsee sowie die nördlichen Küsten von USA und Kanada. Für alle anderen Gebiete gilt jetzt IMO-2020 mit 0,5 Prozent.

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HDS Redaktion

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